In unserem ersten Blog hatte ich ja bereits angekündigt, euch ein wenig von meinen Lieblingstouren im Harz zu berichten. Die gibt es! Denn grad die Mischung aus Forstwegen und Trails macht für mich das Fahren im Harz so cool. Aber vorher muss ich euch von meiner größten Challenge der letzten Monate berichten.
Im Frühsommer letzten Jahres war so weit, ein neues Mountainbike musste her. Und da ich seit Anbeginn CUBE Fan bin und seit ewigen Zeiten aufs Hardtail schwöre, wurde es ein CUBE Reaction C62 Race. Ich habe die Entscheidung noch keine Sekunde bereut, was für ein geiles Fahrrad.
Und da im Sommer 2020 immer nicht ganz klar war, wann wir wo in den Harz fahren dürfen, ließ ich mir das Rad nach Hause, also nach Sehnde liefern. Sehnde liegt bei Hannover, ca. 120km von unserer Ferienwohnung entfernt.
Am 19. Juni 2020 kam das Fahrrad an und ich plante schon, einmal ohne Familie, aber mit Rad im Auto, in den Harz zu fahren. Da machte meine Frau den „folgenschweren“ Vorschlag, mach doch eine Challenge draus und radel zum Urlaubsauftakt mit dem Fahrrad in den Harz. Wir hatten unseren Sommerurlaub wegen der Pandemie eh in der Ferienwohnung geplant. Am 23 Juli sollte es losgehen, ich hatte also noch einen guten Monat um von „einigermaßen fit“ in den Zustand zu kommen, 130km am Stück mit über 1.000 Höhenmetern zu radeln.
Aber, gesagt getan. Mit Freunden telefoniert, die etwas ambitionierter Radeln als ich, und dann versucht, neben dem Homeoffice, so viel es geht, aufs Mountainbike zu kommen.
Die Wochenenden im Harz dann statt der üblichen 2 Stunden Tour, man will ja auch Zeit mit der Familie haben und Wandern gehen, 4-5 Stunden auf dem Sattel gesessen und versucht, Höhenmeter zu machen, wo es geht.
Die Zeit raste und da ich wusste, dass die wichtigste Trainingseinheit die Pause ist, fuhr ich in den Tagen vor der Tour deutlich runter. Den Tag der Fahrt musste ich ein paar Mal schieben, weil das Wetter etwas wild war und ich keine Lust auf Dauerregen hatte. Mit meiner Frau hatte ich den „Deal“, dass sie mich ggfls. mit dem Auto einsammelt. Aber tricky wie ich bin, hatte ich so ziemlich jedem von meiner Challenge erzählt und hatte somit den Druck maximal hoch gepusht.
Am 23. Juli morgens um 9.21 Uhr startete ich die Apple Watch und fuhr los. 7 Stunden, 23 Minuten und 46 Sekunden später, oder anders gesagt, nach 132,29km und 1.158 Höhenmetern kam ich um 17.14 Uhr in Hohegeiß an. Aber der Reihe nach…
Die wichtigsten Tipps dich ich von meinen „Profi-Freunden“ bekommen hatte waren: 1. Fahre nicht zu schnell los, 2. alle 30min was essen und 3. trinken trinken trinken.
Das Wetter war perfekt, trocken, leicht sonnig und um die 20 Grad war nicht zu heiß und nicht zu kalt. Ich ließ mich von Google Maps auf einer Fahrradroute führen und hatte mich bewusst entschieden, „hinten rum“ zu fahren. Das waren zwar 20km mehr, dafür aber 400hm weniger. Das war es mir wert. Also ging es zunächst auf kleinen Nebenstraßen, über Feldwege, durch wunderschöne kleine Dörfer, von denen ich in meinem Leben noch nicht gehört hatte. Fachwerkhäuser, Getreidefelder, alles erinnerte eher an ein Kinder-Wimmel-Bild „Sommer“ und war einfach herrlich.
Nach einigen Stunden hatte ich mein erstes Minimalziel erreicht. An einem gelben Dorfschild stand „Landkreis Harz“, ich konnte also immerhin sagen, ich bin bis in den Harz gefahren. Es fehlten zwar noch gut 70km bis zum Ziel, aber ich war im Harz.
Pausen macht ich quasi beim Fahren, hatte Müsliriegel, Powergel und belegte Brötchen im Wechsel. Das Gel kannte ich von meinem Alpencross im Jahr 2005, es hilft, hängt dir aber noch der dritten Tüte echt zum Hals raus.
Ab Seesen merkte ich dann langsam, wo die Höhenmeter zusammenkommen, denn bis dahin war es die klassische norddeutsche flache Landschaft, nun ging es los. Ich fuhr an Osterrode vorbei und widerstand dem Duft von BicMäc und Co., passierte Herzberg und Bad Lauterberg um dann am Oderstausee für das Finale so richtig ins Gelände zu gehen.
Meine Beine waren OK und ich war insgesamt überrascht, wie fit ich noch war. Denn gefühlt kurbelte ich mich seit Seesen kontinuierlich bergauf. Mein einziger, dafür aber wirklich größter Pain war der Hintern. Der tat, gefühlt seit Seesen, einfach nur noch weh. Und musste ja noch ein paar Stunden aushalten.
Dafür wurde ich durch ein wirklich traumhaftes Finale meiner Tour entschädigt. Der Oderstausee ist an sich schon beeindruckend, wenn man ihn dann auch noch mal von oben sieht, einfach nur toll. Und die Wald- und Forstwege führten mich gefühlt durch einen der schönsten Bereiche, die ich bis dahin im Harz befahren hatte.
Google Maps sagte mir am Oderstausee, dass es noch 1,5 Stunden dauern würde. Als die 1,5 Stunden aber quasi stehen blieben und nicht runter zählten, kam leichter Frust auf. Google hatte wohl nicht mit einem Fahrer gerechnet, der schon knapp 6 Stunden in den Beinen hat.
Irgendwann kam ich dann aber in meine heimatlichen Gefilde. Der Ebersberg, der Nullpunkt, ab jetzt kannte ich wieder jeden Baum. Und das setzte letzte Energiereserven frei.
Der Familie hatte ich zwischendurch meine ETA geschickt, so dass alle drei auf mich warteten, als ich die letzten Meter glücklich und Stolz den Hügel vor unserer Haus runterrollte. Im Video festgehalten, auf die Frage meiner Frau: Und, wie ist es dir ergangen? Mein Arsch tut weh! Es war wirklich das Erste was ich sagte.
Aber, wie schon weiter oben geschrieben. Das waren die heftigsten Auswirkungen dieser Tour. Denn schon kurze Zeit später saß ich auf dem Balkon, genoss das beste Bier meines Lebens und bereits am nächsten Tag gingen wir mit den Kindern noch mal zum Oderstausee zum Wandern.
Ich war knapp 49 Jahre alt, als ich diese Tour gemacht habe und muss gestehen, dass ich immer noch stolz bin. Klar gibt es Leute, die das schneller machen und im Zweifel auch die 400hm mehr genommen hätte, aber es gibt sicher auch viele, die das gar nicht geschafft hätten.
Und nun, ehrlich versprochen, geht’s im nächsten Blog dann wirklich um meine Lieblings Mountainbike Touren im Harz!